Referat zum Thema “Weshalb es legitim ist seinen Traum zu leben”
600 Obwaldner Lehrpersonen erleben Derniere
Bildungsdirektor Christian Schäli im Gespräch mit der Referentin Nora Häuptle, Nationaltrainerin der U19-Frauen-Nationalmannschaft. (Bild: Flavia Niederberger, Sarnen, 29. März 2019)
«Was man hört, muss nicht immer das sein, was es auch wirklich ist», sagte Bildungsdirektor Christian Schäli bei der Begrüssungsrede zum gestrigen Bildungstag. Rund 600 Lehrpersonen und in der Bildung Tätige versammelten sich zum Thema «Ist dein Rot mein Pink?» in der Kantonsschule. Bei diesem Thema handle es sich nach Schäli nicht um ein Gesetz. Diese müssten schwarz auf weiss und für alle gleich sein. «In der Bildung geht es um mehrdimensionale, um mehrfarbige Prozesse.» In der Schule müsse man immer neu gemeinsame Haltungen und Situationseinschätzungen austauschen und miteinander reden.
«Kommunikation ist wichtig, wenn Menschen zusammenkommen», betonte auch Nora Häuptle in ihrem Einstiegsreferat. Die Nationaltrainerin der U19-Frauen-Fussballmannschaft stellte beispielhaft ihre elf Erkenntnisse dar, was der Fussball sie gelehrt hat. Dazu begann sie, die Frage zu diskutieren, weshalb sie als Kind immer unbedingt gewinnen wollte. Als mögliche Gründe nannte sie ihr Umfeld, in dem sie aufgewachsen ist: Mit drei Brüdern in einer Akademikerfamilie, da wollte sie sich immer durchsetzen. Ihr Hauptpunkt dieser Anekdote: «Wenn man die Motive versteht, versteht man auch, warum jemand so handelt.» Wichtig ist ihr auch das Johari-Fenster. Es unterscheide, was von einem selbst nur mir oder auch allen andern bekannt ist. «Ich bin homosexuell. Lange war es für mich schwierig, darüber zu sprechen.» Sie wollte das Stigma, alle Frauen im Fussball würden auf Frauen stehen, nicht bestätigen. Ihrer Erfahrung nach sei es aber einfacher, je grösser das Fenster ist, welches allen bekannt ist. Dabei hätten sie und auch die Lehrpersonen eine Vorbildfunktion.
«Eine Einmaligkeit sondergleichen» fällt weg
Als weiteres Thema, das Schule wie Fussball beschäftigt, nannte sie die Digitalisierung. Alles sei messbar geworden, die Intensitäten, jeder Pass. Dennoch gebe es immer wieder Geniestreiche im Spiel, die man nicht erfassen könne. Sehr viel laufe intuitiv ab. Dazu gehörten auch die Emotionen. Man wolle die Menschen berühren. «Wir sind für vieles die Initialzündung», so Häuptle. Dies sei manchmal anstrengend und brauche Mut. Man wolle die Schülerschaft dort treffen, wo man sie berühren und prägen könne.
Aufgrund der Obwaldner Finanzkrise wird der Bildungstag in dieser Form abgeschafft. Weiterbildungskosten der Volksschule werden an die Gemeinden verschoben. Dies sei eine der Massnahmen zur Entlastung des Kantons. Bildungsdirektor Christian Schäli findet es sehr schade, dass der Bildungstag künftig ausfällt. «Es ist eine Einmaligkeit sondergleichen, dass man alle Lehrpersonen und alle, die in dem Bereich tätig sind, in einem Raum versammeln kann.» Das sei ein Vorteil der Grösse des Kantons. «Nur sehr wenige Bildungsdirektoren können alle Lehrpersonen vor Ort haben und mit ihnen reden.» Nach bald einem Jahr im Amt habe er alle Schulen besucht. Sein Fazit: «Sie leben und entwickeln sich auf einem sehr hohen Niveau.»