“EX-BUNDESLIGA TRAINERIN ÜBERNIMMT ISRAELISCHE NATI”

Am 1. Dezember tritt Nora Häuptle (38) ihr neues Amt als Nationaltrainerin des israelischen Frauen-Nationalteams an. Hier erzählt sie, was sie an diesem Projekt reizt und warum sie sich auf Kaiserschmarrn freut.

Sundov und Häuptle feiern den Cupfinal Sieg mit dem FC Thun 2009.

Nora Häuptle (38) ist eine Frauenfussball-Pionierin! Als erste Schweizerin trainierte sie eine Mannschaft in der Bundesliga. Als sie ab 2020 bis zur Entlassung im Frühling 2021 beim SC Sand an der Seitenlinie stand, war die Thurgauerin sogar in der ganzen Liga die einzige Cheftrainerin. Alle anderen Bundesligisten setzten auf Männer.

Und nun wird Häuptle auch die erste Schweizerin, die im Ausland ein Nationalteam übernimmt. Die SRF-Fussballexpertin, an der EM und an Partien der Frauen-Nati im TV-Einsatz, ziehts nach Israel.WERBUNG

Israel belegt in der Weltrangliste lediglich Rang 71 (Schweiz Platz 20), in der laufenden WM-Quali gabs zum Start drei Niederlagen in drei Partien. An einem grossen Turnier waren Israels Frauen noch nie dabei.

Acht-Jahres-Plan für die Entwicklung

Aber Häuptle plant langfristig. Sie hat dem israelischen Verband eine Vision über acht Jahre präsentiert – das Projekt «The Israeli Way», welches bei den Männern bereits erste Erfolge zeigt, auch bei den Frauen immer mehr ins Rollen bringen möchte. «Ich bin eine Entwicklerin, die gerne längerfristig etwas aufbaut, damit ich meinen Wirkungsgrad voll entfalten kann», so die ehemalige U19-Nationaltrainerin der Schweiz.

Die Freude und Begeisterung über Land und Leute hat Häuptle schon mal gepackt. «Tel Aviv ist einfach wundervoll. Das Meer, die langen Strände, aber auch diese Diversität – das ist das, was mich extrem anzieht», schwärmt die 38-Jährige von ihrem zukünftigen Zweitwohnsitz. «Mir hat aber auch diese Aufgeschlossenheit der Menschen gefallen. Dass sie einem immer so offen, neugierig und positiv entgegentreten. Ich hatte mich wirklich richtig willkommen geheissen gefühlt.»

Digitalisierung und Kaiserschmarrn in Tel Aviv

Und es gibt viel zu tun. Es gilt, vor allem herauszufinden, weshalb es in Israel nur 3000 lizenzierte Fussballerinen gibt. In der Schweiz sind es, bei gleich verteilter Population, 30’000. In Sachen Visibilität muss also was gehen. Und: In der Nutzung der Digitalisierungs-Schiene. Häuptle: «Tel Aviv ist ja ein bisschen wie das Silicon Valley. Punkto Start-ups und Innovationen sind sie weltweit führend. Hier hast du eine extreme Nähe zur ganzen Wissenschaft, zur Digitalisierung, was im Fussball ein Riesenthema ist. Ich erhoffe mir da in den nächsten Jahren einen gewissen Wissensvorsprung für meinen Rucksack.»

Nach dem Bundesliga-Engagement hatten sich Klubs aus England, Schweden und ein Verband aus Asien für Häuptle interessiert. Doch Israel machte das Rennen. Wo jetzt deutsch gesprochen wird. Sie wird eng mit dem Österreicher Willi Ruttensteiner zusammenarbeiten, ihrem Pendant bei den Männern. «Und vielleicht können wir dann ja mal einen Kaiserschmarrn zusammen essen gehen», witzelt Häuptle.

© blick.ch Eynat Bollag / 23.11.2021