ES BLÜHT IM GÄRTCHEN: DIE TRAINERINNEN IM FUSSBALL WERDEN SELBSTBEWUSSTER – AUCH WENN RÜCKSCHLÄGE NICHT AUSBLEIBEN

Die Schweizerin Nora Häuptle, bis vor kurzem einzige Cheftrainerin in der deutschen Frauen-Bundesliga, sieht kein Argument, das gegen eine Nachfolgerin für den abtretenden Bundestrainer Joachim Löw sprechen würde. Auch in der Women’s Super League muckt eine Trainerin auf.

«Ich sehe kein Argument, welches grundsätzlich gegen eine Bundestrainerin sprechen würde», sagt Nora Häuptle.

Der «Blick» schlug letzte Woche Alarm: «Wieder Schweizer Trainerentlassung in der Bundesliga!» Der SC Sand trennte sich von Nora Häuptle, der einzigen Cheftrainerin in der Frauen-Bundesliga. Im November wurde die Reporterlegende Waldemar Hartmann gefragt, ob es denkbar wäre, dass eine Frau Joachim Löw als Führungsperson des deutschen Männerteams ablöse, und wer dazu imstande wäre. Hartmann: «Als Bundestrainerin? Keine. Da ist die Zeit noch nicht reif. Vielleicht als Werbeperson bei Nivea.» Häuptles Konter bei «Watson»: «Herr Hartmann hat wohl verwechselt, dass im 21. Jahrhundert auch Männer Nivea-Werbefiguren sein können und Frauen fähig sind, ein Land zu führen. Ich sehe kein Argument, welches grundsätzlich gegen eine Bundestrainerin sprechen würde.»

Auch selbstbewusst: Inka Grings im Blick-TV. Sie traut sich zu, ein Profi-Männerteam zu betreuen, etwa den FC Basel. Sie mache ja die gleichen Diplome wie ihre Kollegen. Grings wurde 2019 erste Cheftrainerin in einer der obersten vier deutschen Männerligen. Sie stieg mit dem viertklassigen Straelen ab, stieg mit ihm auf – und ging. Heute trainiert sie die Frauen des FCZ, als einzige Cheftrainerin in der Women’s Super League (AWSL). Am Samstag kommt es zum Derby mit GC, Trainer: Sascha Müller, St. Galler Meisterheld. Der FCZ ist die Nummer 1 in der Stadt – aber wie lange noch?

Ende Januar meldete sich eine Funktionärin aus der AWSL. Die GC-Frauen erzählten Spielerinnen von Ligagegnern von einem grossen Projekt und hohen Löhnen. Es fielen skeptische Voten und die Namen Vogel und Spross. Mit Vogel konnte nicht Heiko Vogel gemeint sein. Der Ex-Trainer des FC Basel, heute bei Mönchengladbachs U 23, 4. Liga, soll um jene Zeit eine Schiedsrichterin diskreditiert haben, mit dem Satz, Frauen hätten auf dem Fussballplatz nichts zu suchen.

Mit Vogel war natürlich Erich Vogel gemeint, der reflexartig als Dämon gesehen wird, wenn er sich in einem Projekt engagiert. Wenige Tage später beteuerte Johannes Moos, der Sportchef der GC-Frauen, im «Sportpanorama», Nachwuchs und Nachhaltigkeit seien ihnen sehr wichtig. Und gab zu, sie seien bei Abwerbeversuchen etwas forsch vorgegangen. Spross ist Heinz Spross, GC-Mäzen und Gartenbauer. 2019 sagte er dem «Tages-Anzeiger»: «Wir müssen die Frauen wegbekommen von ihrem Mauerblümchendasein.» Im Sommer wird es im Gärtchen der AWSL-Trainerinnen Zuwachs geben – dank Marisa Wunderlin in St. Gallen. Marco Zwyssig, auch er ein Meisterheld des FCSG, muss gehen.

© nzz.ch / 26.04.2021