“Voll auf die Frauen gesetzt”
Dass Holland im Final der Frauen-WM steht und die übermächtigen Amerikanerinnen fordert, ist kein Zufall. Sondern das Resultat konsequenter und teurer Aufbauarbeit.
Wo Erfolg ist, sind Nörgler nie sehr weit. Deshalb ist es derzeit auch nicht immer gleich einfach, Shanice van de Sanden zu sein. Die Stürmerin von Olympique Lyon fällt auf im Team der Holländerinnen, mit ihren pinkfarbenen Haaren und dem knallig roten Lippenstift, mit ihrer kräftigen Postur und ihrer Schnelligkeit. Doch den WM-Final haben die Holländerinnen ohne ein Tor Van de Sandens erreicht. Das ruft Kritiker hervor. «So läuft das an einer WM», beschwichtigt Nationaltrainerin Sarina Wiegman, «das ist jetzt eben unser Leben, und damit müssen wir umzugehen lernen. Wir sind Europameisterinnen und derzeit ziemlich präsent.»
2015 waren die Holländerinnen auch erstmals an einer WM dabei, genau wie die Schweiz, und wie damals das Team von Martina Voss-Tecklenburg erreichten sie in Kanada den Achtelfinal. MIt dem Wissen, zwei Jahre später die Heim-EM auszurichten, startete Holland durch: Der KNVB startete eine Imagekampagne und stellte voll die Frauen in den Mittelpunkt. Im Land machte sich das Fussballfieber breit – auch ganz ohne die erfolgsverwöhnten Männer, die 2016 die EM verpassten und 2018 die WM ebenso. Dass der Hype um den Frauenfussball in Holland derzeit geradezu elektrisierend sein kann, durften die Schweizerinnen in der WM-Barrage miterleben. 25000 euphorisierte Zuschauer trieben das Heimteam im Hinspiel im vergangenen Spätherbst in Utrecht zum klaren und vorentscheidenden 3:0. Im Rückspiel blieb der Schweiz ein 1:1.